Wildfleisch bei Piercings – Ursachen, Behandlung & Vorbeugung

Wildfleisch, medizinisch meist als Granulationsgewebe oder „überschießende Narbenbildung“ bezeichnet, ist ein Thema, das fast jeder Piercer kennt. Gerade an frischen Piercings kann sich dieses wulstige, rötliche Gewebe entwickeln und Kund:innen verunsichern. Dabei handelt es sich im Grunde um eine übermäßige Wundheilungsreaktion des Körpers – und nicht um Eiter oder eine „schmutzige“ Entzündung.

Als professioneller mobiler Piercer sehe ich Wildfleisch immer wieder, besonders nach Festivals oder langen Wochenenden, wenn Piercings starker Belastung ausgesetzt waren. Hier erfährst du alles, was du wissen musst:


Was ist Wildfleisch genau?

Wenn die Haut verletzt wird, bildet der Körper neues Gewebe zur Heilung. Manchmal produziert er davon einfach zu viel — es entsteht ein weiches, rötliches, manchmal blutendes Knötchen rund um den Stichkanal. Diese Wucherung kann Druck auf das Piercing ausüben oder es teilweise überwachsen.

Das klingt dramatischer, als es ist: Wildfleisch ist ungefährlich, aber störend und sollte behandelt werden.


Typische Ursachen für Wildfleisch aus Sicht eines Piercers

Mechanische Reize – zu enger oder zu kurzer Schmuck, ständiges Hängenbleiben, Druck beim Schlafen

Ungeeigneter Schmuck – billige Materialien, Allergien gegen Nickel oder minderwertige Beschichtungen

Übertriebene oder falsche Pflege – zu aggressive Desinfektionsmittel, übermäßiges Reinigen

Chronische Reizung oder Mikroverletzungen – zum Beispiel durch Reibung an Kleidung oder Haaren

Individuelle Veranlagung – manche Menschen neigen einfach stärker zu überschießender Narbenbildung

Leichte, dauerhafte Entzündungen – auch minimale Entzündungsprozesse können Wildfleisch fördern


Wie erkennst du Wildfleisch?

  • Wulstiges, leicht rötliches Gewebe
  • Meist schmerzarm oder nur druckempfindlich
  • Keine starke Erwärmung oder gelblicher Eiter
  • Kann weich und „nass“ wirken oder fest und glänzend

👉 Wenn das Gewebe schmerzt, heiß wird oder pocht, liegt wahrscheinlich keine Wildfleischbildung, sondern eine echte Entzündung vor. Dann bitte immer einen Profi oder Arzt aufsuchen!


Was hilft wirklich gegen Wildfleisch?

Als Piercer empfehle ich in Absprache mit deinem Studio oder einem Hautarzt folgende Mittel und Maßnahmen:

Kochsalzlösung (0,9 %)

→ tägliches sanftes Spülen, beruhigt und reinigt

Kamillentee-Kompressen

→ entzündungshemmend, natürlich und mild

Teebaumöl (verdünnt!)

→ wirkt leicht desinfizierend, darf aber nicht unverdünnt auf die Haut

Zinksalbe

→ unterstützt die Wundheilung, trocknet das Gewebe leicht aus

Ringelblumensalbe (Calendula)

→ wirkt hautberuhigend und entzündungshemmend

Panthenol-Salbe

→ fördert die sanfte Regeneration

Aloe Vera Gel

→ beruhigt gereizte Haut und spendet Feuchtigkeit

Silbernitrat-Stift (nur vom Profi!)

→ verödet überschüssiges Gewebe gezielt, bei starkem Wildfleisch sinnvoll

Kortisonhaltige Cremes (nur ärztlich verordnet!)

→ wenn Wildfleisch extrem wuchert, hilft manchmal kurzfristig eine cortisonhaltige Salbe


Was solltest du außerdem beachten?

👉 Druck auf den Stichkanal vermeiden

👉 Schmuckgröße und -material vom Piercer prüfen lassen

👉 nicht daran herumspielen oder übermäßig drehen

👉 auf Festivals besondere Vorsicht bei Staub, Schweiß und Reibung

👉 frühzeitig zur Nachkontrolle gehen


Kann man Wildfleisch verhindern?

✅ Hochwertigen Schmuck verwenden (Titan, PTFE, hochwertiger Stahl)

✅ gute Nachsorge und regelmäßige Kontrollen

✅ nicht überpflegen — weniger ist manchmal mehr

✅ Körperverträgliche Materialien, passende Länge und Dicke des Schmucks

✅ bei ersten Anzeichen lieber sofort professionell beraten lassen


Wasserstoffperoxid bei Wildfleisch – sinnvoll oder nicht?

Manche Kund:innen fragen, ob Wasserstoffperoxid-Lösungen (z. B. 3 %) bei Wildfleisch helfen können. Aus professioneller Sicht gilt: Wasserstoffperoxid hat zwar eine kurzfristig desinfizierende Wirkung und kann Schmutz oder Krusten ablösen, ist jedoch für die dauerhafte Behandlung von Wildfleisch nicht geeignet.

Es trocknet die Haut stark aus, reizt frisches Gewebe und kann die Heilung eher verschlechtern, weil es auch gesunde Zellen angreift. Im schlimmsten Fall kann sich so noch mehr überschüssiges Narbengewebe bilden.

👉 Besser geeignet sind sanfte Mittel wie Kochsalzlösung, Kamille oder — bei starker Ausbildung — eine gezielte Behandlung mit einem Silbernitrat-Stift durch einen Profi.

Fazit

Wildfleisch ist keine Seltenheit, gerade bei Piercings, die im Festivalalltag vielen Einflüssen ausgesetzt sind. Panik ist hier fehl am Platz – mit dem richtigen Pflegekonzept, hochwertigem Schmuck und etwas Geduld bekommst du das Problem meist schnell in den Griff.

Wenn du dir unsicher bist, stehen wir von COSMOS4YOU immer bereit: ob auf Festivals oder über unsere Online-Beratung. Dein Piercing soll Spaß machen – und genau dafür sind wir da! 🤘